Das Hemd

Das Schnittmuster habe ich bei Jalindros Welt der Gewandungen gefunden. Diesmal hatte ich mir auch vorgenommen etwas anders als bei der Tunika vorzugehen, nämlich mit Ruhe, Zeit und vor allem mehr Wissen über das How-To-Do der Schneiderei. Also erstmal bei Amazon vorbei und "Die große Burda-Nähschule" bestellt.

Bis das Buch da war, war Zeit genug sich über das Material Gedanken zu machen. Es sollte ein Hemd werden, das man an heißen Tagen alleine und an kalten unter der Tunika tragen kann. Hier konnte ich also Leinen verwenden. Im Gegensatz zu der damaligen Zeit ist es viel günstiger und leichter zu beschaffen als Stoff aus reiner Schurwolle. Bei einem meiner Marktbesuche gab mir ein fahrender Händler seine Bezugsquelle für Leinen preis, es war IKEA. Zwar traute ich den Worten des Händlers nicht so ganz, konnte mir eine Erkundungsreise jedoch nicht verkneifen. Dank der ewig gleichen Sortierung in diesen Häusern war die richtige Abteilung schnell gefunden und ich stieß auf AINA. Leider war natur nicht vorrätig, so entschied ich mich für rot und blau.

Der Stoff war nun da, doch das Buch fehlte noch. An dem Schnittmuster konnte ich aber wohl auch ohne nicht viel falsch machen. Ich hatte mir extra zwei Rollen Pauspapier aus dem Bastelladen besorgt, allerdings nicht überschlagen welche Flächen ich brauchte. Nachdem Vorder- und Rückenteil fertig gezeichnet waren, war leider auch das Pauspapier am Ende. In meiner Not durchsuchte ich alles nach etwas Verwertbarem und fand in der hinterletzen Ecke noch eine Rolle Geschenkpapier. Das musste nun für die Arme, den Ausschnitt und die Riegel herhalten.

Endlich hatte ich Post von Amazon in Briefkasten. Der Stoff war bei 40° gewaschen worden, mit dem Hintergedanken wenn er schon einläuft, dann doch bitte vor dem Schneidern. Nach einem kurzen Studium des Buches, welches auch sehr gut als Nachschlagewerk geeignet ist, machte ich mich ans Werk. Ich nahm mir ein ganzes Wochenende Zeit dafür. Die Schnittmuster wurden lieber mit einer Nadel zu viel als zu wenig auf den Stoff geheftet.


Hier seht Ihr das Vorder- und den Rückenteil des Hemdes. Auch wenn der rechte Rand auf dem Bild schief erscheit, dem ist nicht so. Alle Teile haben wir auf den blauen Stoff geheftet und aufgehängt, um sie besser photografieren zu können.

Wie der Ausschnitt für den Hals auszusehen hat, habe ich mitlerweile auch verstanden.

 

Der Ausschnitt ist ein wenig knifflig und erfordert ein wenig Geduld und Feinarbeit beim Zurechtstecken und Nähen. Dadurch, dass die Schulterpartie leicht angeschrägt ist, habe ich am Kragen zwei Falten festgenäht.

 

Das Schnittmuster für den Ärmel braucht man nur einmal zu zeichnen. Es wird auf eine doppelte Stoffbahn gesteckt und ausgeschnitten, so erhält man zwei identische Teile. Beim Annähen muss man darauf achten den Winkel des Armes an der Faltkante der Schulter anzusetzen, sonst trifft die Nähkante der Ärmel nicht auf die Seitennaht von Brust und Rücken.

Am unteren Ende der Seitennähte wird dann mit der gleichen Technik wie beim Halsausschnitt noch ein Schlitz genäht und die Unterkante umgenäht.

Und so sieht es dann aus wenn es fertig ist. Die Antwort auf die Frage, warum das Hemd nun blau und nicht rot ist wie die gezeigten Zuschnitte ist ganz einfach: Das blaue Hemd habe ich nach den Maßangaben auf Jalindros Homepage gefertigt. Für meine Größe sitzt es perfekt. Die Bilder der Zuschnitte sind von einem zweiten Hemd, welches ich gerade für meinen Vater anfertige.

Was mich noch zu einem kleinen Nachbrenner zur Armlänge bringt. Bei Leuten mit eher kürzeren Armen sind die Maße durchaus zu gebrauchen, was aber, wenn die Arme wie bei meinem Vater eher länger sind als gewöhnlich? Etwas nachträglich annähen sieht eher bescheiden aus. Wir hatten die Möglichkeit der Anprobe meines Hemdes und konnten so die Maße korrigieren. Falls Ihr solch ein Hemd einmal selber versuchen wollt und mit ähnlich langen Armen ausgestattet seid, dann lasst vorher von jemandem bei zur Seite ausgestreckten Armen die Strecke von Handballen zu Handballen messen. Zieht dann davon die Breite von Brust/Rücken ab, also in diesem Fall 60 cm, und teilt den Rest durch zwei. Das sollte dann die Länge sein, die Ihr anstatt der von Jalindro angegebenen 50 cm einsetzt.