Was trugen die Wikinger an den Füßen?

Klar, Schuhe natürlich, aber was war darunter? Recherchen im Internet ergaben, dass Socken zu der damaligen Zeit mit großer Wahrscheinlichkeit naalgebunden wurden. Leider ist der Rohstoff Wolle nicht sehr alterungsbeständig und hat in den seltensten Fällen die Jahrhunderte überstanden, so dass man nicht 100%ig sicher sein kann. Doch ein paar archäologische Funde aus bronzezeitlichen Gräbern Nordeuropas und aus Ägypten legen die Vermutung nahe, dass auch die Wikinger diese Technik nutzten, um Handschuhe oder Socken zu fertigen.

Die Technik des Naalbindings ist dem heutigen Stricken und Häkeln ähnlich, jedoch nicht direkt verwandt. Der Faden wird in Schlaufen gelegt und diese Schlaufen werden ineinander verhangen. Es gibt eine große Anzahl unterschiedlicher Muster. Anhand der Reihenfolge wie man unter (U) oder über (O) die Fäden geht, notiert man "UOO/UUOO" (lies: unten-oben-oben; wenden; unten, unten, oben, oben). So jedenfalls die Theorie, in der Praxis bin ich jedenfalls nicht damit zurecht gekommen und habe durch Probieren ein Muster für mich festgelegt.

Das Internet bietet zu diesem Thema eine große Anzahl an Anleitungen, so dass ich hier nur von meinen Erfahrungen beim Binden selber eingehen möchte.
Am Anfang stand die Beschaffung einer geeigneten Nadel. Da man so etwas nicht in einem Laden kaufen kann, suchte ich mir ein Stück Holz und griff zum Messer. Die Form war schnell geschnitzt, nun noch schnell das Öhr und ... AUTSCH. Abgerutscht und mit der Klinge im Finger gelandet. An dieser Stelle kann ich nur jedem empfehlen, entgegen der Authetizität einen Bohrer zu benutzen.

Mit einem dicken Pflaster am Finger machte ich mich an die ersten Versuche, die eher einem Topflappen oder dem Körbchen eines BHs glichen als der Spitze einer Socke. Nach dem dritten oder vierten Versuch hatte ich jedoch endlich ein Muster gefunden, dass der Form einer Socke ähnelte, und nach einer Woche war der erste Fuß im Warmen. Für den zweiten brauchte ich nun nur noch 2 Tage. Die Arbeit ging viel flüssiger von der Hand und die Passform war auch viel besser.

 

Auf Burg Herzberg stand nun der Praxistest an. Das Wetter war dazu wie gemacht, es war trocken und knackig kalt. Doch von kalten Füßen keine Spur. Auch das Laufgefühl war sehr angenehm. Ich schlenderte so an den Marktständen vorbei. Mein Blick blieb an den Waren eines Schusters hängen. Lederstiefel nach einem Fund aus Haithabu, die musste ich wenigstens anprobieren. Doch was musste ich sehen als ich meine alten Stiefel auszog? Mein dicker Zeh hatte sich eine Lücke an die frische Luft gesucht. Alles Ziehen und Zupfen half nicht, die Maschen vorne waren einfach zu locker gebunden. Vorne dürfen die Schlingen ruhig etwas fester gezogen werden.

Sobald sich am heimatlichen Herd die Gelegenheit bietet, werde ich mich also nocheinmal daran wagen müssen.