Im Sommer 2007 wurde das Projekt Wikingerzelt endlich realisiert. Die Idee dieses Projekts stammte aus der Zeitschrift Karfunkel, in der ein Workshop dazu zu finden war. Recherchen über die historische Belegbarkeit und anschließende lange Gespräche mit meinem Vater folgten. Fest steht das es keine handfesten Beweise für die Verwendung von Zelten aus dieser Epoche gibt. In dem Osebergfund sind ein paar Bretter enthalten die vielleicht zu einer Zeltkonstruktion gehört haben können, genausogut könnten sie aber auch einen ganz anderem Zweck gedient haben. Demnach sind wir auf eine gedankliche Zeitreise gegangen und versuchten Antworten zu finden. Wann und wozu könnten die Wikinger Zelte benötigt haben? Welche Ansprüche werden sie an diese Zelte gestellt haben? Welche Materialien werden sie verwendet haben?

Da Zelte sehr wahrscheinlich nur bei den Raubzügen oder Handelsreisen zum Einsatz kamen, liegt die Vermutung nahe das aus Platz- und Gewichtsgründen weitestgehend Material verwendet wurde, welches auf einem Schiff eh schon vorhanden war oder vor Ort bezogen werden konnte. So kann man wohl annehmen das als Zeltplane das Segel benutzt wurde. Für das Gestänge sind mehrere Möglichkeiten denkbar. Sie könnten zum Beispiel Holz an den jeweiligen Rastplätzen geschlagen, bei Schiffen mit umlegbaren Mast diesen als Firststange über das Schiff gelegt oder aber die Ruder des Schiffes benutzt haben.

Die Ansprüche die dabei an das provisorische Zelt gestellt wurden dürften in erster Linie Schutz vor Wind und Regen während der Nacht gewesen sein. Zudem sollte es aus praktischen Gründen schnell auf- und abzubauen sein, was die Möglichkeit des vor Ort geschlagenen Holzes zwar nicht ausschließt, aber unwahrscheinlich erscheinen lässt. Egal wie dieser Wetterschutz damals ausgesehen hat, mit dem uns heute bekannten Wikingerzelt wird es, wenn überhaupt nur geringe Ähnlichkeit gehabt haben.

Also konnten wir uns auf unsere eigenen Ansprüche konzentrieren. Es sollte relativ gut zu transportieren, stabil und robust sein. Die Form sollte trotz berechtigter Zweifel an der Authentizität die des heute sogenannten "Wikingerzeltes" sein. Da wir es auch bei nächster Gelegenheit auch auf dem ein oder anderen Markt nutzen wollen entschieden wir uns die Zeltplane käuflich zu erwerben und so das Risiko von Undichtichkeiten zu minimieren. Als einen der günstigsteren Anbietern bin ich im Internet auf die Toga-Ranche gestoßen. Das Gestänge haben wir dann mit kleinen Abwandlungen nach den Angaben der beiligenden Bauanleitung gefertigt.

Bisher konnten wir es leider noch nicht auf seine Altagstauglichkeit testen, aber wir hoffen das wir im nächsten Sommer dazu die Zeit und die Möglichkeit finden werden.

 

 
Am 26. April 2008 war es dann soweit. OK, eigendlich war es die Nacht auf den 26ten so um die Geisterstunde. Bei der Heimkehr von einer Geburtstagsfeier steckte noch zu viel Energie in meinem Körper, als dass ich schon ins Bett fallen sollte. Es könnte natürlich auch an den geistigen Getränken auf der Feier gelegen haben. Jedenfalls schleppte ich auf leisen Sohlen, um den Rest nicht zu wecken, sämtliches Geraffel aus dem Keller in den Garten, machte ein paar Fackeln und ein kleines Feuerchen an und began mit dem Aufbau. Nach getaner Arbeit hatte ich dann auch die nötige Bettschwere, lief noch ein letztes mal in den Keller, um Felle und Decken zu holen, und bettete mich zur Ruhe. Gerne hätte ich die Gesichter meiner Stiefmutter und meines Vaters am nächsten Morgen gesehen, aber zwischen den Fellen war es dann einfach zu kuschelig, um frühzeitig aufzustehen.